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Klinikum Nürnberg Süd

Aufgabe

1979 fasste der Stadtrat Nürnbergs den Grundsatzbeschluss, das Klinikum an der Flurstraße im Norden der Stadt zu teilen und im Stadtteil Langwasser ein zweites Klinikum mit rund 1000 Betten zu errichten. In einem bundesoffenen Architektenwettbewerb wurde der Entwurf von Prof. Dr. J. Joedicke, Prof. Dr. W. Mayer und Andere mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Zur Durchführung der Maßnahme wurde unter mehreren Büros die Architektengruppe K II gegründet.

Umsetzung

Das Baugelände liegt in einem Mischwald im Süden Nürnbergs. Ein wichtiger Entwurfsansatz war eine gegliederte Anlage mit überschaubaren Bereichen zu planen, um die geforderte Baumasse erlebbar und begreifbar zu machen. Dabei sollte der gesamte Bau so niedrig wie möglich gehalten werden, um die Bäume des umgebenden Waldes nicht zu überragen. Es entstand eine Anlage mit einem sechsgeschossigen Zentralbau, in dem die Einrichtungen für Untersuchung und Behandlung untergebracht sind. Daran angedockt sind die Quadranten der Pflege. Damit ergeben sich zwei in sich abgeschlossene Bereiche, die jedoch miteinander verflochten sind. Durch die Anordnung der Pflegebereiche am zentralen Baukörper sind kurze Verbindungen zwischen den allgemeinen Behandlungseinrichtungen und den Pflegebereichen gewährleistet. Die Fassade als wichtiges Ausdrucksmittel gewinnt beim Klinikum Süd eine besondere Bedeutung. Überall dort, wo man das Gebäude betritt oder am Gebäude entlang gehen kann, sind natürliche Materialien mit haptisch unterschiedlicher Oberfläche angebracht. Die Jurakalksteinplatten wurden beim Zentralbau mit Eingangsbereich verwendet und bei den Sockelgeschossen der Pflegebaukörper. Die Kalksteinlatten wurden in unterschiedlicher Weise behandelt: Glatt geschliffen und sandgestrahlt beim Sockelgeschoss der Pflege und im Wechsel horizontal angeordnet, unterschiedliche Schliffstärken beim Zentralbau.

Exkurs: „Das andere Krankenzimmer“ – die Entwicklung des Pflegebereichs

In der Geschichte des Krankenhausbaus zeigten sich die Krankenzimmer lange standardisiert. Den qualitativen Aspekten eines Raumes wurde häufig nicht genügend Beachtung geschenkt, obwohl die Einflüsse der Umwelt auf Menschen, insbesondere auf kranke Menschen unbestritten sind. Um ein Wohlbefinden eines Kranken in seiner Umgebung zu initiieren, ist die Eigenständigkeit des Patienten, seine Autonomie oder seine Privatsphäre in Abhängigkeit zu seinen somatischen Fähigkeiten zu respektieren. Die Wünsche nach Wahrung der persönlichen Identität, nach Kontrolle über Informationen und soziale Interaktionen sollten auch bei der Gestaltung der Krankenzimmer beachtet werden. Beim Klinikum Süd konnten die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Pflege aus dem vorangegangenen Projekt Klinikum Hof umgesetzt werden. Ein Zweibettzimmer ist so ausgestattet, dass die raumbildenden Teile und die Orte der mobilen Ausstattung in besonderer Weise einander zugeordnet sind. Durch die Veränderung der mobilen Ausstattung kann der Patient seine Raumzone abgrenzen oder öffnen. Der Aufbau und Schutz der Intimsphäre wird also durch die Anordnung und gleichwertige Ausstattung der Bettplätze gewährt und eine subjektiv empfundene Ungleichbehandlung im Vergleich zum Mitpatienten ausgeschlossen. Ebenso wird die ungehinderte, vertrauliche Kommunikation mit Schwestern, Arzt, Therapeut durch die Ausformung einer patientenbezogenen Raumzone ermöglicht. Die Gestaltung endet jedoch nicht bei der Anordnung der einzelnen Elemente nach organisatorischen, funktionalen, psychologischen und physiologischen Kriterien. Es sind auch das Material und die Farbe für die Wahrnehmung bedeutend. Auch das natürliche Licht wirkt sich günstig auf die optische Wahrnehmung des meist liegenden Patienten aus.

Auszeichnungen

Auszeichnung zum Deutschen Architekturpreis 1995
Preis der Stadt Nürnberg 1993

 

Daten

Wettbewerb: 1981 Joedicke, Mayer u.a.
Planungsbeginn:1982 (in Architektengruppe Klinikum II)
Baubeginn:1986
Fertigstellung:1994
Leistung:Objektplanung LP 2-8 § 15 HOAI