Zum Hauptinhalt springen

Bezirksklinikum Ansbach

Psychiatrische Forensik Haus 17 und Haus 16

Haus 17
Haus 16

Aufgabe

Die Heilung von kranken Menschen gehört zu den vornehmsten Aufgaben einer humanistisch geprägten Kulturgesellschaft. Die Evolution der medizinischen Wissenschaft liegt in dem Streben von Menschen begründet, die auftretenden und erkannten Probleme und Störungen des menschlichen Organismus aufzulösen. Einst überschaubare Wissensgebiete medizinischer Disziplinen vermehren sich und immer neue Spezialgebiete gewinnen an Tiefe und Breite. Hierzu gehört auch die Disziplin der Psychiatrie, die im medizinischen Vergleich mit 150 Jahren noch eine sehr junge und damit expansive Fakultas darstellt. Aus den Anstalten zur Verwahrung haben sich Spezialkrankenhäuser entwickelt, deren Angebot weit über die reine medizinische Wissenschaft hinausreicht und allgemein gesellschaftliche Lebensbereiche umschließt. Initiiert wird diese progressive Ausrichtung durch das politische Ziel, psychisch Kranke mit körperlich kranken Menschen gleichzustellen. Um dieses Ziel nach ganzheitlichem Ansatz zu erreichen, bedarf es neben der medizinischen Hilfe ebenso der psychologischen und psychotherapeutischen Hilfe, der sozialen Hilfe, der heilpädagogischen und pflegerischen Hilfe sowie beruflich-rehabilitativer Hilfen. Diese Aufgaben sind wiederum nur dann zu erfüllen, wenn Vorsorge, Behandlung, Rehabilitation, Nachsorge, Begleitung und Krisenintervention in einem Kompetenzzentrum organisatorisch und/oder an einer Stätte angeboten werden. Somit wird eine kontinuierliche Diagnose- und Behandlungskette gesichert, um letztlich mit diesen impliziten Generalzielen ein gesellschaftliches Ethos und indirekt den Ruf einer Institution zu begründen. Die Krankenhausanlage des Bezirksklinikums Ansbach ist in einer Pavillonanlage angelegt, die in mehr als 100 Jahren gewachsen ist und die ständig den neuesten wissenschaftlichen und therapeutischen Erkenntnissen verändert werden muss.

Umsetzung Haus 17

Der Neubau für das Haus 17 der Forensischen Psychiatrie fügt sich in die bestehende Pavillonanlage des Bezirksklinikums Ansbach ein und orientiert sich in seiner Ausrichtung an der vorhandenen Baustruktur. Die Einrichtung nimmt psychiatrische Patienten auf, die Straftaten begangen und einen langen Aufenthalt in diesem Gebäude haben. Die Raumabfolge von öffentlichen, halböffentlichen und privaten Zonen schafft ein Ordnungssystem und bietet durch die klare, rationale Struktur den schwierigen Patienten einen geordneten Rahmen, der einen Kontrapunkt setzen will zu chaotischen und irrationalen Verhaltensweisen und Beziehungen. Der Wechsel von halb privaten und halb öffentlichen Bereichen animiert eine offene und spontane Kommunikation, so dass die sozialen Kompetenzen der Kranken gefordert werden. Die Räume sind in Materialwahl harmonisch aufeinander abgestimmt. Licht und Farbe unterstützen die Raumwirkung unter wahrnehmungspsychologischen Gesichtspunkten. Freundliche, lichtdurchflutete Zonen bieten einen Bezug zur natürlichen Umgebung und unterstützen durch die Transparenz einen offen anmutenden Raum. Die natürlichen Materialien und warmen Farbtöne verleihen eine Atmosphäre, in der sich der Mensch gut aufgehoben fühlt und seine Umgebung als ruhig und harmonisch wahrnimmt. Die Architektur bietet den Patienten ein Umfeld, das den therapeutischen Erfolg und die Resozialisierung fördert. Vielfältige Einblicke und Durchblicke minimieren Zwänge und Reglementierungen und wecken die Emotionen und Empfindungen der Patienten. Gleichzeitig werden die höchsten Sicherheitsstandards gewahrt. Nach außen wirkt das Gebäude nicht bedrohlich, sondern fördert die Akzeptanz der forensischen Einrichtungen und das Verständnis für den Maßregelvollzug.

Daten Haus 17

Wettbewerb: 2004 VOF Verfahren, 1. Platz
 Planungsbeginn: 2004 (Haid + Partner GmbH)
Baubeginn:2006
Fertigstellung:2008
Leistung:Objektplanung LP 1-8 § 15 HOAI

Umsetzung Haus 16

Wenige Jahre nach der Ausführung des Hauses 17 folgte der Neubau des Hauses 16. Vorausgegangen war eine Zielplanung, die die Entwicklungslinie in den kommenden Jahren aufzeigt. Bereits das Haus 17, geplant und fertig gestellt im Jahr 2008, fügt sich sensibel in den Bestand ein. Die Erweiterung der Forensik durch das Haus 16 nimmt die lineare Struktur der Anlage auf und ordnet sich parallel zu Haus 17 an. Zwischen den Häusern bilden sich Außenräume, die eine offene Atmosphäre schaffen und in die Innenräume führen. Die Architektur der psychiatrischen Forensik soll den therapeutischen Erfolg und die Resozialisierung unterstützen. Die Grundrisskonzeption mit intensiven Beziehungen zur Umgebung minimiert Zwänge und Reglementierungen und weckt die Emotionen und Empfindungen der Patienten. Lichtdurchflutete Bereiche mit öffentlichem Charakter werden mit den natürlichen Materialien in den Aufenthalts- und Wohnbereichen ergänzt. Material und Farbe sind nach therapeutischen und farbpsychologischen Aspekten für die Raumwirkung bedeutsam.

Daten Haus 16

Wettbewerb: 2010 VOF Verfahren, 1. Platz
Planungsbeginn:2010 (Haid + Partner GmbH)
Baubeginn:2011
Fertigstellung:2014
Leistung:Objektplanung LP 2-9 § 15 HOAI